Kiew (Reuters) – Das russische Militär hat nach Angaben der ukrainischen Regierung nach mehreren Manövern Militäreinheiten in der Grenzregion zum Nachbarland belassen.
Derzeit seien dort 90.000 russische Soldaten zusammengezogen, teilte das Verteidigungsministerium in Kiew am Mittwoch mit. In der zweiten Hälfte des Jahres habe das russische Militär eine Reihe von umfassenden Übungen abgehalten, auch mit Luftlandetruppen. Im Anschluss daran seien Einheiten der 41. Armee im europäischen Teil Russlands und in einer Entfernung von etwa 260 Kilometern zur Grenze mit der Ukraine verblieben.
Die Russische Föderation greife regelmäßig auf die Verlegung und Ansammlung von Militäreinheiten zurück, um die Spannungen in der Region und den politischen Druck auf die Nachbarstaaten aufrechtzuerhalten, erklärte das ukrainische Verteidigungsministerium. Noch am Montag hatte es erklärt, es habe keinen Anstieg der Zahl an Soldaten oder Waffen beobachtet und entsprechende Medienberichte zurückgewiesen.
Einem “Politico”-Bericht zufolge belegen Satellitenfotos vom Montag, dass Russland nach einem großen Manöver im Frühjahr Soldaten und Ausrüstung an der Grenze zur Ukraine erneut zusammenziehe. Die Regierung in Moskau hat dies zurückgewiesen und erklärt, Russland hab auf seinem Territorium eine Militärpräsenz dort, wo es diese für nötig erachte. Im Frühjahr hatte Russland mehr als 100.000 Soldaten entlang der Grenze zur Ukraine zusammengezogen, sie später aber zurück in die jeweiligen Stützpunkten beordert.
In der Ostukraine stehen seit Jahren ukrainische Regierungstruppen und pro-russische Separatisten einander feindlich gegenüber. Russland hat wiederholt Vorwürfe der Ukraine zurückgewiesen, Soldaten in die Ostukraine geschickt zu haben und die Separatisten dort zu unterstützen. In der Ostukraine gilt eine Waffenruhe, gegen die aber immer wieder verstoßen wird. Der bewaffnete Konflikt reicht ins Jahr 2014 zurück. Damals hatte Russland die ukrainische Halbinsel Krim annektiert und dies damit begründet, dass die dortige russische Bevölkerungsgruppe geschützt werden müsse. Zuvor war der pro-russische Präsident der Ukraine, Viktor Janukowitsch, im Zuge von Massenprotesten gestürzt worden.